Am Mittwoch, den 6. November, wurde vom ZsG / Das Boot e.V., unterstützt von der DGSP, der AOK und gefördert mit WiN-Mitteln, im KOKI, Kommunalen Kino in Bremerhaven, der Film „Expedition Depression“ vorgeführt. Der Dokumentarfilm von Michaela Kirst und Axel Schmidt aus dem Jahr 2023 zeigt fünf junge Menschen mit Depressionsdiagnose auf einer Reise durch Deutschland, bei der sie ihre Erlebnisse schildern und neue Erkenntnisse über ihre Erkrankung gewinnen.
Im Anschluss an die Filmvorführung fand ein lebendiges und interessantes trialogisches Gespräch statt mit Tina, einer Betroffenen, Maren, einer Angehörigen eines Depressionserkrankten und Dr. Georgia Wendling-Platz, der Chefärztin des Behandlungszentrums für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am KBR. Moderiert wurde das Gespräch von Michael Tietje. Aufgrund der dann doch begrenzten Zeit, konnte leider nicht mehr so intensiv auf die Fragen aus dem Publikum eingegangen werden, dafür gab es im Anschluss noch direkte 1:1 Gespräche, mit positiver Rückmeldung und Bestätigung.
Auch die Selbsthilfe-Gruppen, die vor und nach dem Film mit Infoständen im Vorraum vor dem Kino präsent waren, wurden von den Besucher*innen gut angenommen.
Unser Hauptanliegen war es, Aufklärung zu betreiben und die Stigmatisierung der Diagnose Depression abzubauen, denn Depression ist eine allgegenwärtige Volkskrankheit, die aber in unserer Gesellschaft oft nicht als solche wahrgenommen wird. Allein in Deutschland sind etwa 9,5 Millionen Menschen, also 12,5 Prozent der Bevölkerung davon betroffen.
Mit dieser Veranstaltung wollen wir Betroffene ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen, denn Depression ist kein unabänderliches Schicksal, sondern es gibt Hoffnung. Ein großes Problem ist allerdings der Mangel an Therapieplätzen dar. „Es ist unglaublich traurig, dass die Therapieplätze begrenzt sind“, sagte Frau Wendling-Platz. Betroffenen rät sie, ihren Hausarzt aufzusuchen und sich auf Wartelisten für Therapieplätze setzen zu lassen. „Am schlimmsten ist es, wenn Betroffene den Mut verlieren und sich gar nicht erst auf die Liste setzen lassen. Dadurch beginnt die Wartezeit erst gar nicht“, erklärt sie.
Eine Alternative, um die Wartezeit zu überbrücken, aber auch, um Stärkung und Unterstützung zu erfahren, sind Selbsthilfegruppen und auch der Bremerhavener Trialog als lokale Anlaufstelle, der immer am letzten Mittwoch im Monat im Zentrum seelische Gesundheit stattfindet.
Das Interesse war sehr groß, der Kinosaal mit über 100 Besucher*innen vollständig gefüllt und die positiven Rückmeldungen, wie zum Beispiel diese E-Mail, machen uns Mut, im nächsten Jahr eine ähnliche Veranstaltung ins Auge zu fassen:
Ich möchte mich herzlich bedanken für den gestrigen Filmabend.
Ich finde es sehr besonders, wieviel Engagement Sie und Ihre Kollegen für uns alle erbringen.
Die Reise und die Erfahrungen der jungen Leute im Film, deren vorsichtiges Zutrauen in die Gemeinschaft, hat mich an unsere wachsende Gemeinschaft beim Trialog erinnert.
Zudem konnte ich als „Gesunde“ die Gedankengänge der Akteure im Film so gut nachvollziehen. Wie verwischt manchmal die Grenzen sind…
Ich glaube, wir sitzen alle im selben Boot, die Betroffenen, die Angehörigen und auch die Fachleute. Unser gemeinsames Ziel auf dieser Reise, ist ein lebenswertes Leben und hoffentlich die Heilung.
Es ist ein gutes Gefühl, nicht allein zu sein!
Herzliche Grüße