Selbstverständnis

Was ist der Sinn eines Zentrums der seelischen Gesundheit?

Die Zahlen für seelische Erkrankung steigen an. Dieser Herausforderung müssen sich die Anbieter von Dienstleistungen, welche der Gesundheit der Menschen dienen sollen, stellen. Es ist nicht sinnvoll, immer mehr Spezialangebote und dauernd weitere Krankenhausbetten in diesem Bereich zu schaffen, da stationäre Behandlungen für einen Großteil der psychischen Erkrankungen sogar schädlich sind (Hospitalisierung). Dies gilt sowohl für chronisch schwere psychische Erkrankungen wie z.B. Psychosen als auch für Lebenskrisen und Burn-out. Oft ist es sinnvoll, nach einer kurzen stationären Behandlungsphase eine tagesklinische und ambulante Behandlung anzuschließen. Hier klafft zwischen z.B. der Notaufnahme mit stationärer Behandlung und einer anschließenden Psychotherapie eine große Lücke. Die niedergelassenen Nervenärzte sind alle sehr stark ausgelastet. Aktuell zeichnet sich bereits ein Nachwuchsproblem im Bereich der Fachärzte und auch der Assistenzärzte ab, um so wichtiger ist es, bei steigenden Erkrankungszahlen die bestehenden Angebote zum Wohl der Bevölkerung besser auf einander abzustimmen. Dafür soll das Zentrum für seelische Gesundheit den Rahmen bieten. Wir wollen eine Anlaufstelle schaffen, in der schnell kompetente Hilfe organisiert wird.

Wer macht mit?

In das gemeinsame Projekt sind eingezogen:

  • Ambulante Dienste Perspektive gGmbH,
  • AWO Bremerhaven,
  • BEW Betreuungs- und Erholungswerk e.V.,
  • Das Boot e.V.,
  • Diakonie Bremerhaven – ARCHE Sozialpsychiatrische Hilfen,
  • Elbe-Weser Welten gGmbH (EWW),
  • Tagesklinik und Institutsambulanz des Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide,
  • Sozialpsychiatrischer Dienst der Seestadt Bremerhaven.

Diese Dienste verlagern nicht ihre vollständige Kapazität in die Hafenstraße , sondern bauen dort, in einem aktuellen Abstimmungsprozess, gut miteinander kombinierbare Leistungen auf. Insgesamt geht es um zugleich kompetente und niedrigschwellige Beratungs- und Therapieangebote für Menschen mit psychischen Krisen oder Krankheiten und ihre Angehörigen.

Im 2. und 3. OG befinden sich die Psychiatrische Institutsambulanz und die Tagesklinik, außerdem sind im 2. OG Cafeteria, Gruppenräume und Beratungsbüros entstanden. Die interne Struktur schaffen wir durch regelmäßige Treffen der Betreiber einmal pro Monat. Bisher haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, die gemeinsamen Interessen im Konsensprinzip zu diskutieren. Die Ver- und Entsorgung sowie die Reinigung sind gut geregelt. Die inhaltlichen Diskussionen werden sowohl in diesem Koordinationsgremium als auch darüber hinaus an vielen Stellen der praktischen Kooperation geführt. Mit unseren Vorstellungen gehen wir bewusst an die Öffentlichkeit. Wir wünschen uns die Einmischung von viel „gesundem Menschenverstand“, wollen das Zentrum nutzen als Drehscheibe für nicht institutionelle Hilfsangebote, Stichwort: Nachbarschaftshilfe, Dritter Sozialraum. Denn wir sind davon überzeugt, dass die Bedürftigkeit nach psychosozialer Hilfe immer weiter steigt und umgekehrt es viele Menschen gibt, die darunter leiden, zu wenig Aufgaben in der Gemeinschaft zu haben.

Weshalb Hafenstraße?

Nachdem wir über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr unterschiedliche Gebäudeanlagen in Bremerhaven für diesen Zweck besichtigt hatten, sind wir froh, mit dem Sparkassengebäude in der Hafenstraße einen idealen Standort gefunden zu haben, denn es geht uns um Integration in den Stadtteil, um eine lebendige Umgebung, die nicht abgetrennt von der Alltagswelt unserer Patientinnen und Patienten ist. Wir streben Zusammenarbeit mit Geschäftsleuten, sozialen Initiativen, religiösen Gruppierungen und Schulen an. Dafür ist die nachbarschaftliche Begegnung wichtig. Denkbar sind gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen oder künstlerische Projekte. Das Zentrum Seelische Gesundheit versteht sich mehr als ein Forum und nicht so sehr als abgeschlossene therapeutische Einrichtung. Wir fühlen uns dem Leitmotiv der Inklusion verpflichtet und sehen professionelle Hilfe bei psychischen Krankheiten als etwas möglichst Vorrübergehendes an. Kritik und Ideen sind uns zum jetzigen Zeitpunkt ebenso wie später willkommen.