„Lebenswelten früher und heute“

Einladung

zur Lesung und zum Fachgespräch im Zentrum seelische Gesundheit

Renate Tibus wird 1948, also kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und im von den Amerikanern besetzten Bremerhaven geboren, nicht nur „unehelich“ von einer minderjährigen Mutter, sondern auch als sogenanntes „Besatzungskind“. Mit sechs Monaten wird sie in ein Säuglingsheim und mit zwei Jahren dann in eine Pflegefamilie verbracht. Ihre Pflegeeltern sind aber durch Krieg, Gefangenschaft und den frühen Tod der eigenen Kinder traumatisiert und so nicht in der Lage, auf die Bedürfnisse ihrer Pflegetochter einzugehen. Zudem werden sie von Jugendamt und Vormund mit ihrem Überfordertsein alleine gelassen.

Dann wird Renate Tibus 17jährig selbst schwanger, steht damit unter doppelter Aufsicht des Jugendamtes, kommt in ein „Heim für gefallene Mädchen“. Sie kämpft dafür, dass ihr Sohn bei ihr bleibt und für sich selbst immer wieder um Anerkennung und Würde. Was sie damit erlebt und worunter sie leidet, ist, die Nichtzusammenarbeit von Jugendhilfe und psychosozialen Hilfen.

Und heute steigen die Zahlen der Inobhutnahmen wegen Kindeswohlgefährdungen von Jahr zu Jahr. Das Verhältnis des Hilfesystems zu den leiblichen Müttern und den Vätern, die ja häufig selber seelische Probleme haben, und der Umgang mit ihnen erweist sich weiterhin oft als schwierig.

Das „Boot Bremerhaven e.V.“ führt daher eine Doppelveranstaltung durch:

Die Lesung mit Renate Tibus aus ihrem Buch „Meine Würde kriegt ihr nicht“
am Donnerstag, 15. September, um 16.00 Uhr im „Forum“ des ZsG

Und als Fortsetzung

Das Fachgespräch „Lebenswelten früher und heute“
am Donnerstag 22. September, um 16.00 Uhr im „Forum“ des ZsG

Hier wollen wir mit Frau Tibus und Bremerhavener Expert*innen (Martina Gelhausen –Hamme Lou, Anja Schnieders – Jugendamt, Ulrike Straßheim – Perspektive, Dagmar Theilkuhl – proCuraKids Bremen und Beate Deinert-Schwarzer – Psychotherapeutin) reflektieren, was sich positiv weiterentwickelt hat, wie heute die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Erwachsenenpsychiatrie läuft und welche Zukunftsideen und -ansätze es gibt.

Der Eintritt ist frei!